Werdegang

 

1977  in Kassel geboren

1999  Studium an der Freien

          Kunstakademie Essen

2000  Studienbeginn

          Kunstakademie Münster

2001  Klasse Prof. H.-J. Kuhna

2003  Vorschlag

          der Kunstakademie Münster

          für die Studienstiftung des 

          Deutschen Volkes

          Vorschlag zur Ausstellung

          „Berlin-Moskau 1950-2000“

          durch Bazon Brock

2004  Meisterschüler

2009  Vorschlag für das

          "Schmidt-Rottluff-Stipendium"

          durch Prof. H.-J. Kuhna

2015  freischaffend & glücklich

 

Referenzen 

 

aus: Rede von Prof. Dr. Manfred Schneckenburger anlässlich der Ausstellung "Auch BAD BOYS haben Haustiere" in der Galerie Hoffmann vom 13. Mai 2017
Der das malt, ist nicht mehr der grimmige - ich wähle den Begriff mit Bedacht - Anti-Nazi von 2002, sondern ein Maler, der mit sich selbst im Reinen ist. Sein Blick auf die Generation der Großeltern ist milder geworden. Den beiden alten Leuten auf der Bank, wer immer sie sein und wen sie immer vertreten mögen‚ begegnet er friedfertig und versöhnlich. Obgleich sie zu frieren scheinen, überwölbt die Bergkette sie wie eine Girlande, die zusammenbindet. Haben auch sie ihren späten Frieden mit der Welt geschlossen?
Meine Damen und Herren, spreche ich zu viel von Inhalten und zu wenig von Form, Malerei und davon, dass Göttlicher ein Vollblutmaler durch und durch ist? Dass ALLES was er anfasst, sich in Pinselzug, Farbe, Zusammenklang und Kontrast verwandelt? Dass er dazuhin ein hochkarätiger malender Erzähler ist - aber kein Illustrator. Deshalb empfehle ich Ihnen, Ihren Blick zum Schluss besonders auf die Singvögel zu richten, deren Farben frisch wie im Morgentau gewaschen schimmern und leuchten. Auf die Blütenzweige, deren Duft in schierer Malerei aufgeht. Vögel wie Blüten führen vor, dass Natur sich diesem Künstler nicht nur als Hitzewalze oder lebensfeindliche Felsenwand offenbart, sondern ebenso als kostbarere Augenweide und malerische Herausforderung. Einzelne Bilder sind rare koloristische Kabinettstückchen.
Damit kehre ich zum Ausgangszitat von Brecht zurück. Der sehr junge, sehr aufgeschreckte Göttlicher konnte über die Untaten der Vergangenheit nicht schweigen, konnte das einfach nicht, weil seine eigene, persönliche Vergangenheit noch mit zu vielen Fäden am Gestern und Vorgestern hing. Er musste durch dieses Zwielicht hindurch. Heute verfügt er souverän über das breite Spektrum und die Tradition der Malerei. Das Verdikt von Brecht hat für ihn an Schärfe verloren, obgleich ein offenes Auge auf die gegenwärtige Welt uns eigentlich sofort wieder in die alte Not zurückstoßen müsste. Göttlicher aber hat sich frei gemalt bis zur puren Augenlust angesichts der kleinen Singvögel. Deshalb wünsche ich Ihnen jetzt nicht nur eine kritische Wahrnehmung, sondern auch viel visuelles Vergnügen beim Gang durch die Ausstellung.
 
aus: Rede von Dr. Petra Lange anlässlich der Ausstellung "Vom Mann - dem Tier. Von der Frau - der Blüte" in der Galerie Petra Lange vom 01. Dez. 2018
Sie alle haben Erinnerungsbilder, Phantasiebilder und haben ein Reservoir von kunstgeschichtlichen Bildern, Zielen, Gegebenheiten die bildlich artikuliert worden sind. Und trotzdem gibt es immer eine neue Situation, wenn man wie bei Franz Ulrich Göttlicher, auch einem neuen Maler begegnet. Vielleicht nicht neu im Sinne der Persönlichkeit, aber neu im Sinne seines Schaffens. Denn alle Werke, die hier sind, fast alle sind aus dem Jahre 2018. Wer das Oevre, das Gesamtwerk vielleicht schon ein wenig überschaut hatte, wird merken, dass sich eine kleine Veränderung eingezogen hat. Obwohl ein Kontinuum, will sagen eine Regelmäßigkeit, seines Schaffens sich artikuliert, die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur, mit dem Menschen an sich. Und da macht's gewissermaßen in seinen Werken neben der Darstellung einer Felicitas, auch etwas anderes noch gegeben sein, denn der Bindestrich führt hin zur – die Glückliche. Ein philosophischer Gehalt, denn es ist nicht die glückliche Felicitas, sondern die Glückliche. Also alles Weibliche, was glücklich ist, findet man in seinem Werk. Werke also mit philosophischem Gehalt, würde ich meinen, um mit Friedrich Nietzsche zu sagen, könnte man sogar meinen, in seinen Werken artikuliert er sich als seine Person und seine eigene Persönlichkeit. Denn alles Suchen endet im Finden. Picasso, wie Sie alle wissen, sagte, ich suche nicht, ich finde. Nun dem, manche Prozesse mögen etwas kürzer sein. Wohl dem aber, was man damit verbindet, ist in jedem Fall, glaube ich zu meinen, auch mit der Malerei – werden, was man ist. Und das betrifft uns alle, denn man könnte auch noch auf eine andere Situation hinausgehen, denn das ordnet es immer mit uns: freiwilliges Aufsuchen auch der verwünschten und verruchten Seiten des Daseins. Wenn man das macht, kann man gelangen, möglicherweise, zur Erkenntnis, meine ich.
Felicitas – die Glückliche, eine Darstellung ganz wunderbar sinnlich formuliert in einer Situation befunden, wie wir vielleicht im übertragenen Sinne alle schon waren, mit uns zu sein, in Einzigkeit mit dem eigenen Inneren, vor einer Wand, die nichts anderes darbietet als das Spiegelbild, das nicht vorhanden ist. So denn man aber dann mit sich zusammen ist, kommt man ja auf bestimmte Möglichkeiten seines Daseins.